Die Pädagogik

Die pädagogische Konzeption stellt eine Fortschreibung des Montessori-Ansatzes unter Berücksichtigung heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und der praktischen pädagogischen Erfahrung von Rebeca- und Mauricio Wild sowie Emmi Pikler dar.

Kernpunkt der pädagogischen Arbeit ist ein familienergänzendes Angebot für Kinder von 1–6 Jahren, das nichtdirektiv, achtsam und respektvoll „auf die inneren Wachstumsprozesse der Kinder vertraut“. Die Kinder als eigenständige Individuen achtet. Ihnen ein vielfältiges Lern- und Bewegungsangebot ermöglicht Ein Raumangebot das in seiner Größe, Raumaufteilung und Raumgestaltung dem Wohncharakter der Familien entspricht, das Sicherheit und Geborgenheit sowie Raum zur Entfaltung gibt.

„Sich zugehörig fühlen, sich wohl fühlen, hat nicht nur eine soziale, sondern auch eine räumliche Grundlage.“ (Herbert Vogt, i.: Alice-Salomon-Kindertagesstätte, Hanau 1995, S. 6)

Die Gruppe

Die Gruppengröße in der Kinderinsel ist auf 9 Plätze begrenzt. Hier finden selbstverständlich Kinder mit Behinderungen ihren Platz. Zur Erfüllung eines familienergänzenden Angebotes gehört es für uns mit dazu, dass das Betreuerteam sich aus einer Frau und einem Mann zusammensetzt. Dies erscheint uns als sinnvoll, in einer Zeit, in der es mehr und mehr Alleinerziehende Elternteile gibt, bzw. dass ein Elternteil für einen Großteil des Tages außer Haus tätig ist. Die Tagesstruktur verläuft in Zyklen die denen von Familien mit Kindern entsprechen. So können die Kinder ähnliche (soziale) Lebens- erfahrungen machen, wie in einer Großfamilie. Sie erleben Vorbilder – die ihre Aufgabe in einem nicht klassischen Rollenverständnis begreifen -, mit denen sie sich identifizieren können. Grundbedingung einer eigengesetzlichen ungestörten Entfaltung ist die Beziehung. So ist es für uns sehr wichtig, eine Atmosphäre der Geborgenheit zu schaffen, frei von Erwartungen und Wettbewerb, in der die Kinder sich angenommen, respektiert und vor allem „gemocht“ fühlen.

Das Ziel

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, gegenwärtige lern- und entwicklungs- psychologische sowie neurobiologische 4Erkenntnisse umzusetzen. So folgen wir der Auffassung, dass menschliche Entwicklung einem inneren individuellen Entwicklungsplan folgt und Kinder am effektivsten in sogenannten „sensiblen Perioden“ lernen. Danach erscheinen uns diejenigen pädagogischen Interventionen sinnvoll, die individuelle Entwicklungs- und Reifeprozesse zulassen, ohne die Eigenaktivität zu stören.

In diesem Sinne verfolgt das pädagogische Konzept der KINDERINSEL in seinen Kernpunkten die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen Lebens- und Entwicklungsprozesse respektiert und unterstützt werden.

4 vgl.: Joseph Chilton Pearce “Der nächste Schritt der Menschheit”, Freiamt 1994

Die Grundlage

Das Konzept bedeutet eine konsequente Weiterentwicklung und Fortschreibung der empirisch entwickelten Pädagogik Maria Montessoris, die bereits vor über einem halben Jahrhundert das absolute Vertrauen auf die inneren Wachstumsprozesse des Menschen und die aufmerksame Begleitung des Kindes in einer vorbereiteten Umgebung gefordert hat. Darüber hinaus berücksichtigt unser Konzept die praktische pädagogische Erfahrung der Nicht-Direktivität von Rebeca und Mauricio Wild, sowie die Erkenntnisse von Emmi Pikler, über die Notwendigkeit einer den eigenen Gesetzmäßigkeiten folgenden Bewegungsentwicklung. Besonders durch eine auf seine eigenen Gesetze gemäßen Entwicklung und selbst erlebte Erfahrungen der Kinder ausgerichtete Pädagogik, können die gerade heute geforderten Schlüsselqualifikationen wie Selbstsicherheit, Selbständigkeit, Verantwortung, Kreativität, vernetztes Denken oder Teamfähigkeit unterstützt werden.

„Das Kind anregen zu müssen, das glauben wir nur, weil wir zu wenig Ahnung davon haben, was jeder Mensch an Entwicklungsmöglichkeiten mit auf die Welt bringt“ (JacobY, 1981)

Das Beschäftigungsangebot

In einer entspannten – dem Entwicklungsstand entsprechenden – vorbereiteten Umgebung, werden vielfältige Bewegungs-, Spiel-, Erfahrungs- und Lernmöglich- keiten geboten, die den Kindern ein weitreichendes selbstbestimmtes Lernen ermöglichen. Besondere  Aufmerksamkeit widmen wir der Bewegungsentwicklung der Kleinkinder, wie sie u.a. von Emmi Pikler beschrieben wurde. 6.Bereits Maria Montessori hat den engen Zusammenhang zwischen köperlicher Bewegung und geistiger Entwicklung erkannt und darauf hingewiesen, dass gerade Kleinkinder sich in einer sensiblen Phase für Bewegung befinden. Ein reichhaltiges Angebot an unstrukturiertem-, teilstrukturiertem-, strukturiertem und Bewegungs- Material lädt die Kinder zum Aktivsein ein. So können sie sich u.a. mit Montessori – Materialien ihre Welt selbst erschließen. „Das Material ist der Schlüssel zur Welt”.7

„ . . . Überraschend wenig Lernen ergibt sich aus gewolltem, erzwungenen Versuchen, ein Kind zum Lernen zu bewegen. Man braucht dem Kind nur die angemessene Umgebung zu besorgen, eine Umgebung aus Annahme, Liebe, Schutz und geeigneten Stimuli, und das Lernen des Gehirns lässt sich nicht aufhalten. Denn es wurde zum Lernen geschaffen . . . „

 (Joseph Chilten Pearce: “Der nächsteSchritt der Menschheit”, Freiamt 1994, S.183 )

6 Dr. Emmi Pikler: “Lasst mir Zeit”, München 1997; 
7 Zitat: Maria Montessori
,

Der Erzieher (Begleiter)

„Der Lehrer muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann“ formulierte Maria Montessori. “Er muss dem Kind die Freiheit geben, sich äußern zu können; denn es gibt kein größeres Hindernis für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit als einen Erwachsenen, der mit seiner ganzen Überlegenen Kraft gegen das Kind steht” 9.Um jedem Kind seinen individuellen Reifeprozess zu ermöglichen, bedarf es der aufmerksamen Begleitung: Aufgabe ist es, Bedürfnisse und Interessen der Kinder zu erspüren und vornehmlich durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen darauf entsprechend zu reagieren. Der so begleitete Entwicklungsprozess entzieht sich einer Bewertung. “Wir suchen nicht die Fehler des Kindes und wollen sie bessern, sondern wir suchen die tiefe wachsende Natur und helfen ihr zur gesunden Entfaltung”  10.

9   Maria Montessori, i.: “Grundlagen meiner Pädagogik”, Wiesbaden 1996, S. 24 f;
10 Maria Montessori, i.: “Grundlagen meiner Pädagogik”, Wiesbaden 1996, S. 25

Das Spiel

Bei uns in der KINDERINSEL wird die Aktivität und das Interesse der Kinder nicht in einer vom Erwachsenen gewünschten Richtung gelenkt. Im Gegenteil, wir versuchen mit gezielter Organisation den Kindern das Freie Spiel so zu ermöglichen, dass sie das spielen können, was sie möchten und auf die Weise und so lange, wie sie es möchten. Im Freien Spiel lernen die Kinder durch konkretes Tätig sein ohne Zeitdruck; sie schaffen damit die Grundlage für wirkliches Verständnis und vernetztes Denken. Das Miteinander soll durch eine Atmosphäre des respektvollen Umgangs geprägt werden.

Die Grenzen

Ohne Grenzen kann ich Freiheit nicht erleben. Aus dieser Erfahrung heraus, stecken wir einen klaren Rahmen ab, der dem Entwicklungsstand der Kinder entspricht und für jeden verständlich ist. Regeln die ein respektvolles Miteinander ermöglichen. Grenzen die Halt und Sicherheit gewähren, aber auch Reibungsfläche bieten.

Die Elternarbeit

Eine gute Zusammenarbeit zwischen der KINDERINSEL und den Eltern ist im Interesse der Kinder notwendig. Die Formen der Zusammenarbeit sind vielfältig und abhängig vom jeweiligen Ziel:

  • Gespräche zwischen Tür und Angel (beim Bringen oder Abholen der Kinder werden Informationen ausgetauscht)
  • Einzelgespräche (pädagogische Themen und Fragen zum Kind werden in einem Einzelgespräch besprochen)
  • Informationsveranstaltungen (Themenzentrierte Infoveranstaltungen für Eltern)
  • Begegnungen